Wie ein Mädchen zum Boxen kam


Quelle: Stekos Fight Night, 03.10.2019, Zirkus Krone, München
Quelle: Stekos Fight Night, 03.10.2019, Zirkus Krone, München

Sie ist ein feines Mädchen. In der Schule sieht sie man sie meist mit einer Schleife im Haar. Sie trägt dezenten Schmuck, zieht gerne schöne Kleider an und findet auch Rüschchen modisch nicht übertrieben. Doch wie jedes Mädchen kann auch sie eine Kämpferin sein. Das Boxen interessiert sie, seit sie einmal einen Rocky-Balboa-Film gesehen hat. Die tänzerischen Bewegungen im Ring faszinieren sie. Als sie die Boxhandschuhe ihres Vaters findet, fängt sie an Schattenboxen zu spielen. Einmal kommt der Vater ins Zimmer und sieht, wie sie mit seinen Boxhandschuhen vor dem Fenster tänzelt und gegen die Gardinen drischt. Da meldet er seine Tochter bei Stekos-Kickbox-Club zum Training an. Beim ersten Termin ist das Mädchen ganz schön aufgeregt und unsicher. Aber sobald sie im Ring die ersten Bewegungen mitmacht, weiß sie: Das ist ihr Sport! Wer beim Boxen aber nur an wilde Kämpfe wie auf dem Foto aus dem Zirkus Krone denkt, liegt eher falsch. Das wichtigste in diesem Sport sind Disziplin, Konzentration, Selbstbeherrschung und natürlich die Beinarbeit. Bei der Grundposition stellt man das linke Bein nach vorne und stützt mit dem rechten seine seitwärtsgewandte Position. So hat man mit der linken Hand die größte Reichweite beim Geradeausschlagen. Für Linkshänder ist die Grundposition genau anders herum. Für den Backround Kick dreht man sich um 360 Grad um die eigene Achse. Man nimmt mit dem Oberkörper Schwung.  Beim Frontkick muss man darauf achten, dass man nicht an den Hals schlägt oder unter die Gürtellinie trifft. Gefragt, ob sie schon einmal einen Frontkick in den Bauch bekommen hat, und ob es weh getan hat, lacht sie und erklärt, dass die Bauchmuskulatur vor allem für die Frontkickübungen mit verschiedenen Situps hart trainiert wird.  In den richtigen Wettkämpfen treten natürlich nur Mädchen gegen Mädchen an und Jungen gegen Jungen, in den entsprechenden Alters- und Gewichtsklassen. Aber beim Training boxt sie auch gegen Jungen. Der Trainer findet, sie übt zu viel Zurückhaltung und ruft in den Ring: „Schlag fester!“ Da muss der Junge festere Schläge einstecken und wird langsam wütend. Der Trainer unterbricht den Kampf, sobald er bemerkt, dass die Emotionen zu leidenschaftlich und die Schläge zu hart werden. Er fühlt sich auch verantwortlich dafür, dass keiner blutet und niemand verletzt wird. Das Mädchen will keine Boxkarriere machen, sondern betreibt das Kickboxen, wie die meisten im Club, nur aus Freude am Sport. Aber wenn sie im Ring steht, dann ist das schon ein ganz besonders Gefühl. Dafür würde sie auch mal in einem richtigen Turnier antreten.